Bei kaum einem Krankheitsbild ist Zeit ein so entscheidender Faktor für den Behandlungserfolg wie beim Schlaganfall. Je besser die Beteiligten im Behandlungsprozess zusammenarbeiten, je routinierter die Abläufe und je präziser die Kommunikation ist, desto vielversprechender ist der Behandlungserfolg.
Damit jedes Teammitglied weiß, wie es zu agieren hat und zusätzliche Erfahrungen sammeln kann, trainiert das ärztliche und pflegerische Team der Neurologie regelmäßig den Ernstfall und setzt dabei jetzt erstmals auf virtuelle Realität.
Im vom Pharmaunternehmen Pfizer und dem Startup 3spin Learning entwickelten „VR-Simulationstraining zur Schlaganfallbehandlung“ können die Teilnehmer mittels Virtual Reality die Abläufe in der Notaufnahme durchspielen. „Durch die virtuelle Simulation können Abläufe und Kommunikation unter realitätsnahen Bedingungen trainiert werden,“ erläutert Chefarzt Dr. Christoph Oberwittler. „Verhaltensweisen können so in einer sicheren und kontrollierten Umgebung geübt und optimiert werden.“
Doch wie sieht das konkret aus? Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen während des Trainings Virtual Reality Brillen, durch die der Eindruck vermittelt wird, die Akteure befänden sich virtuell entweder im Schockraum einer Notaufnahme oder im CT-Untersuchungsraum. Durch die Brillen sehen sie nicht nur den virtuellen Raum, sondern auch Avatare der weiteren Schulungsteilnehmer, mit denen sie dann interagieren können. Jedem Teilnehmer ist in der Simulation eine Rolle zugeordnet – vom Neurologen über den Radiologen, die Pflegefachkraft bis hin zum Patienten. Trainiert wird der Ablauf von der Einlieferung in die Notaufnahme über die Anamnese und Bildgebung bis hin zum Beginn der Therapie. Über Controller können die Teilnehmer der Schulung verschiedene Aktionen ausüben. Weitere Teammitglieder beobachten den virtuellen Raum und bewerten die Abläufe und Kommunikation zwischen den Akteuren.
„Virtual Reality wird erst seit Kurzem in Fortbildung und Training von medizinischem Personal eingesetzt,“ berichtet Dr. Christoph Oberwittler. „Wir haben diese innovative Trainingsmethode ausprobiert, weil wir darin eine neue Option für das Stroke Team Training sehen“.
Der Erfolg des Simulationstrainings spricht für sich: Eine Studie, die an sieben deutschen Universitätskliniken durchgeführt wurde, zeigt: Teams, die in Simulationen Routinen eingeübt hatten, behandelten Schlaganfall-Patienten schneller als Teams ohne Simulationserfahrung.
(Bohmann FO, Gruber K, Kurka N, Willems LM, Herrmann E et. al.; STREAM Trial investigators. Simu-lation-based training improves process times in acute stroke care (STREAM). Eur J Neurol. 2022 Jan;29(1):138-148. doi: 10.1111/ene.15093. Epub 2021 Oct 21. PMID: 34478596)