Pro Patient ist pro Tag eine Besuchsperson für eine Stunde gestattet (Mo - Sa zwischen 15 und 18 Uhr, sonn- und feiertags zwischen 10 und 18 Uhr).
Die Vorfreude ist groß, wenn im August für viele Vorschulkinder endlich der erste richtige Schultag vor der Tür steht. Hefte, Farbkasten und Bücher sind bereits besorgt und in den brandneuen Schulranzen gepackt, doch: Ist dieser nicht ganz schön schwer? Viele Eltern machen sich bereits jetzt schon Sorgen, ob die schwere Tasche für Kinderrücken schädlich sein kann. Was sollte beim Ranzenkauf beachtet werden und wie erkenne ich eine drohende Fehlbelastung bei meinem Kind? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Jürgen Fey, Kinderorthopäde und leitender Oberarzt im ZOT im Interview, und gibt Einblicke in die häufigsten orthopädischen Erkrankungen im Kindesalter.
"Wichtig ist es, einen Zugang zu den Kindern aber auch den Eltern zu finden. Dazu gehört eine angstfreie Atmosphäre in der Sprechstunde, in der auch durchaus gelacht werden darf. Ganz wichtig ist es auch, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und zu beobachten."
Kann ein schwerer Schulranzen Auswirkungen auf die Wirbelsäule haben?
Sicherlich gibt es einige Dinge beim Tragen des Schulranzens zu beachten. Das Wichtigste aber vorweg: Aufgrund einer schweren Tasche entstehen bestimmt keine strukturellen Schäden.
Worauf muss ich als Elternteil achten, wenn mein Kind einen schweren Schulranzen trägt? Sind Rückenschmerzen Grund zur Sorge?
Am Wichtigsten ist die Symmetrie. Eltern sollten immer darauf achten, dass ihre Kinder den Schulranzen nicht nur auf einer Seite tragen, sondern beide Schultern gleichermaßen belastet sind.
Auch beim Packen der Tasche gibt es einige Punkte, die Eltern in jedem Fall beachten sollten: Fixieren Sie die Tragegurte gut und lassen sie den Rucksack nicht „bis in die Kniekehle hängen“. Außerdem ist ein Rucksack mit Becken- und Brustgurten, die zur Verteilung des Gewichts beitragen, empfehlenswert. Der Ranzen sollte gefüllt nicht mehr als 10-15 Prozent des Körpergewichts ausmachen.
Nicht jedem Schmerz liegt ein Schaden zugrunde, es können aber Fehlhaltungen entstehen.
Wie erkenne ich Fehlhaltungen bei meinem Kind?
Eltern sollten ihre Kinder im Blick haben. Dies betrifft alle Lebensbereiche, aber eben auch das Wachstum und die Entwicklung. Klagt Ihr Kind über Gelenkschmerzen? Sind die Schultern auf einer Höhe? Ist die Wirbelsäule verkrümmt? Oder gibt es Störungen in den Bewegungsabläufen? Bei Auffälligkeiten sollte zunächst der Kinderarzt konsultiert werden. Dieser kennt das Kind am besten.
Wenn dann weitere Diagnostik und Behandlung notwendig ist, sollten Sie beim Kinderorthopäden vorstellig werden. Häufig sind auch Auffälligkeiten im Rahmen der regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen Grund für den Besuch der kinderorthopädischen Sprechstunde.
Was sind die häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder bei Kindern?
Hier muss man zwischen angeborenen und erworbenen Erkrankungen unterscheiden. Bei den angeborenen Veränderungen sind sicher die Fehlanlage des Hüftgelenkes (Hüftdysplasie und -luxation) und die Fußfehlstellungen, insbesondere der Klumpfuß, zu nennen. Wenn diese Krankheitsbilder früh erkannt und richtig behandelt werden, sind die Aussichten auf Ausheilung sehr gut.
Häufige erworbene Erkrankungen sind die kindliche Durchblutungsstörung des Hüftkopfes (Morbus Perthes) oder aber bei etwas älteren Kindern der Hüftkopfabrutsch. Auch Fehlstellungen der Beine in Form eines X- oder O-Beines sowie Beinlängendifferenzen sind häufig Grund zur Vorstellung bei einem Kinderorthopäden.
Hinzu kommen Fußfehlstellungen, insbesondere der Knick-Platt-Fuß. An der Wirbelsäule ist die Verkrümmung (Skoliose oder Kyphose) nicht selten. Hier ist neben einer kontinuierlichen Kontrolle auch eine jeweils dem Ausmaß der Veränderung entsprechende Behandlung erforderlich.
Das Team der Kinderorthopädie versorgt Erkrankungen und Verletzungen am Bewegungsapparat vom Säuglingsalter bis zum Wachstumsabschluss. Oft können orthopädische Probleme bei Kindern konservativ, d.h. ohne eine Operation, behandelt werden.
Wie wäre das weitere Vorgehen bei Ihnen als Kinderorthopäde? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die jungen Patienten?
Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. In vielen Fällen ist jedoch eine regelmäßige Kontrolluntersuchung ausreichend. Nichts zu tun fällt einem Arzt natürlich erst einmal schwer. Die Eltern erwarten ja auch in gewisser Weise, dass etwas passiert. Nichtsdestotrotz ist Zuwarten immer wieder eine gute Option. Das bedeutet aber auch, den weiteren Verlauf immer wieder zu beobachten.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind gezielte Krankengymnastik, orthopädietechnische Versorgung, z.B. mit Einlagen, Schienen oder Korsett oder, wenn erforderlich, ein operativer Eingriff.
Grundsätzlich gilt bei Operationen: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Bei kinderorthopädischen Eingriffen muss man sich immer bewusst sein, dass das Tun Auswirkungen für das ganze weitere Leben haben kann. Insofern ist jeder operative Eingriff, aber auch der Verzicht darauf, gut zu überlegen. Auch spielt das richtige Timing bei Operationen eine große Rolle. Daneben müssen die anatomischen Besonderheiten bei Kindern beachtet werden.
Der Körper eines Kindes ist während des Wachstums dauerhaften Veränderungen unterworfen. Daher müssen wir den Wachstumszonen bei operativen Eingriffen speziell Sorge tragen. Sicherlich kann man sich das Wachstum zu Nutze machen, indem man wachstumslenkend operiert. Beispielsweise bei Kindern mit X- oder O-Beinen ist es immer sinnvoller, in der Wachstumsphase einen kleinen Eingriff zu planen, der das Bein gerade wachsen lässt. So verhindern wir, dass ein größerer Eingriff nach Wachstumsabschluss erfolgen muss.
Was würden Sie Eltern raten, um orthopädische Erkrankungen vorzubeugen?
In jedem Fall ist es wichtig, kinderorthopädische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Besonders hilfreich sind hierbei die jährlichen Früherkennungsuntersuchungen, in denen Ihr Kind rundum, also nicht nur orthopädisch, untersucht wird.
Tritt doch eine Erkrankung auf, kann sie bei frühzeitiger Diagnose und Therapie oftmals mit guten Ergebnissen behandelt werden.
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