Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Limburger Dom und einem Festakt im Kreise von Mitarbeitern und Gästen ging am Vorabend des Vincenz-Tages die Jubiläumsreihe zum 175-jährigen Bestehen des Limburger Krankenhauses zu Ende. Im Mittelpunkt: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Haus seit Generationen mit Fachwissen, Fürsorge und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der Region prägen.
„In 175 Jahren hat sich viel verändert. Die Medizin ist heute eine ganz andere als damals. Aber was gleich geblieben ist: Es sind Menschen, die dieses Krankenhaus tragen,“ betonte Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck in seiner Festrede vor zahlreichen Gästen aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft. „Dieses Krankenhaus steht nicht nur für Professionalität - das versteht sich von selbst. Es steht für Menschlichkeit,“ zollte er den Mitarbeitern Respekt für ihren unermüdlichen Einsatz.
„Die Namen Baptist Diehl und Anton Busch sind vielen bekannt. Sie sind die Gründer des St. Vincenz-Hospitals. Doch wer kennt Apollonia und Prisca?“ fragte der stellvertretende Ärztliche Direktor Prof. Dr. Thomas Neuhaus und lenkte den Blick auf zwei Pionierinnen der Krankenhausgeschichte. Es waren die beiden Barmherzigen Schwestern aus dem Straßburger Mutterhaus, die 1850 nach Limburg entsandt wurden, um die Pflege zu übernehmen. Erst mit ihrer Ankunft am 10. Oktober konnte das Krankenhaus überhaupt eröffnet werden. „Ohne Pflege geht es seit 175 Jahren nicht,“ so Neuhaus.
Das demonstrierte auch Schwester Bärbel: Mit alten Fotografien und persönlichen Erinnerungen zeigte sie, wie sehr sich Pflege gewandelt hat – und wie viel geblieben ist. Ihre Botschaft: „Pflege ist kein Beruf, sondern Berufung.“
Erst als diese beiden Schwestern Apollonia und Prisca eingetroffen waren, konnte am 10.10.1850 das St. Vincenz-Hospital eröffnet werden.
Mitte der 1920er Jahre kam es zur Errichtung eigener Medizinischer Abteilungen. Neben der Weiterentwicklung der Medizin muss ein Krankenhaus auch in anderen Bereichen fortschrittlich sein, und so wurden 1927 in der Küche ein Kühl- und Gefrierraum angeschafft, es wurde das erste `Krankenauto´ gekauft und die Krankenpflegeschule gegründet
1969 wurde im St. Vincenz-Krankenhaus die erste Dialyse durchgeführt. Die Hämodialyse war damals technisch möglich, aber teuer und auf ganz wenige Kliniken beschränkt. Für die Patienten gab es strenge Auswahlkriterien: Sie durften nicht älter als 45 Jahre sein, mussten psychisch stabil und ohne schwere Begleiterkrankungen sein.
Wer konnte schon 1957, dem Jahr, in dem der Neubau des Krankenhauses auf dem Schafsberg beschlossen wurde, ahnen, welche rasanten Entwicklungen die Medizin (je nach Quelle kam es im Jahr 2000 zu einer Verdopplung des medizinischen Wissens alle 5 Jahre, aktuell alle 73 Tage), machen würde.
Die Einrichtung der Pädiatrie wurde nach 1945 von Limburger Müttern gefordert, dem folgte 1951 der politische Beschluss zum Bau einer Kinderfachabteilung, die 1953 mit 12 Betten im alten St. Vincenz-Hospital startete.
Was mit zwei Pflegekräften begann, ist heute Teil eines vielseitigen Gesundheitsverbundes mit über 1.850 Mitarbeitern. Und doch bleibt die Haltung dieselbe: Nähe, Vertrauen und die Begleitung von Menschen in schwierigen Momenten – medizinisch kompetent und menschlich zugewandt. Verwaltungsratsvorsitzender Stephan Felix brachte es auf den Punkt: „175 Jahre Erfolg sind kein Einzelwerk. Sie sind das Ergebnis von Zusammenarbeit, von Vertrauen und von einem gemeinsamen Ziel.“
Die Mitarbeitenden seien es, die das St. Vincenz-Krankenhaus zu dem machen, was es heute ist: ein verlässlicher Begleiter in Momenten der Sorge, der Hoffnung und der Heilung. „Unsere Teams bringen nicht nur fachliche Kompetenz mit, sondern auch ein tiefes Gespür für das, was Menschen in schwierigen Lebenslagen brauchen. Ihr Einsatz ist unser Fundament.“
Auf diesem Fundament werde man auch in Zukunft weiter aufbauen, gibt Geschäftsführer Guido Wernert einen Ausblick. „Gute Versorgung entsteht im Miteinander,“ so Wernert. „Wir haben stets hingeschaut, zugehört und gehandelt – immer mit dem Blick auf das, was unsere Patientinnen und Patienten sowie die Region wirklich brauchen.“ Nicht Strategiepapiere, sondern gelebtes Selbstverständnis prägt unseren Alltag – und gestaltet unsere Zukunft. Investitionen in die medizinische Versorgung, wie der im Bau befindliche Hybrid-OP, das daVinci-Operationssystem oder die Einführung des robotergestützten Arzneimittelverfahrens Unit Dose, unterstreichen den Willen zur Weiterentwicklung.
Dass gute Versorgung nicht am Fuße des Schafsbergs endet, wurde ebenfalls deutlich. Der Gesundheitsverbund setzt auf Zusammenarbeit, insbesondere mit den Partnerkliniken in Dierdorf, Selters und Hachenburg. „Wir bauen dieses Netzwerk kontinuierlich aus und schaffen Synergien, die den Menschen in der Region direkt zugutekommen,“ so Wernert. Die gemeinsame Verantwortung für die Versorgung im ländlichen Raum sei Teil der DNA des Verbundes. Es gehe darum, Ressourcen klug zu bündeln, Wissen zu teilen und Strukturen zu schaffen, die auch morgen noch tragen. „Entscheidend ist das Füreinander – berufsübergreifend, standortübergreifend, menschlich.“
Neben engagierten Teams und klugen Strukturen brauche es Menschen, die mittragen, ermöglichen und verlässlich unterstützen, betonte Martin Richard, Vorsitzender der Stiftung St. Vincenz-Hospital. Dabei erinnerte er daran, dass viele Leistungen nicht über die reguläre Krankenhausfinanzierung abgedeckt sind, für die Genesung aber entscheidend seien. „Unser Beitrag gilt dem Wohlbefinden für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter gleichermaßen. Durch zahlreiche Spenden können wir das gewisse „Mehr“ ermöglichen und den Klinikalltag für viele angenehmer gestalten,“ bedankte er sich bei Freunden und Förderern der Stiftung.
Auch die Politik ist gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Verwaltungsratsvorsitzender Stephan Felix bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen Sie: als Mitgestalter, Möglichmacher und verlässlicher Partner für die medizinische Zukunft unserer Region. Die Sicherung der Versorgung im ländlichen Raum, die Finanzierung von Leistungen, die Entlastung der Pflege – all das braucht klare Entscheidungen. Nicht nur gute Absichten und vor allem keine Fehlentwicklungen.“
Prof. Dr. Thomas Neuhaus ergänzte: „Es braucht ein respektvolles Miteinander, Raum für konstruktive Kritik und die Achtung vor der Arbeit aller. Aber ebenso bedarfs es eines finanziellen Spielraums, der uns den Atem lässt, unsere Patienten leitliniengerecht und zugewandt zu betreuen – ohne uns selbst aus dem Blick zu verlieren.“
Blicken Sie mit uns auf 175 Jahre Krankenhausgeschichte zurück und erfahren Sie, wie wir die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.