Doch was, wenn das wichtigste Hormon im Körper des Mannes plötzlich abnimmt? Fühlen sich Männer ab einem gewissen Alter müde, antriebslos und empfinden eine sexuelle Unlust, wird es häufig als Midlife Crisis abgetan. Dabei kann ein Testosteronmangel die Ursache sein. Symptome und Ursachen des Testosteronmangels sind vielfältig. Wie man den Mangel erkennt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, darüber sprachen wir mit Dr. Reinhold Ostwald, Facharzt für Urologie im Gesundheitszentrum St. Anna, Hadamar.
Herr Dr. Ostwald, in welchem Ausmaß ist ein Abbau der Testosteronproduktion normal und wann sollte man handeln?
Ein Abbau der Testosteronproduktion im Laufe des Lebens ist normal und gehört zum natürlichen Alterungsprozess. Ab ca. 40 Jahren nimmt die Hormonproduktion stetig ab. Der Testosteronspiegel sinkt dann jährlich um 1 bis 2 Prozent. Dieser altersbedingte Abbau des Testosterons ist in der Regel kein Grund zur Sorge.
Anlass zum Handeln gibt es jedoch, wenn der Testosteronspiegel im Blut dauerhaft und signifikant unterhalb des Normbereichs liegt. Das ist nicht bei jedem Mann der Fall. Dennoch beobachten wir eine Zunahme der Fallzahlen von Testosteronmangel – so wurde bei fast jedem 5. Mann ein erniedrigter Hormonspiegel festgestellt, insbesondere wenn bereits internistische Begleiterkrankungen vorlagen.
Was sind typische Anzeichen eines Testosteronmangels?
Testosteronmangel kann beim Mann zu verschiedenen Beschwerden führen: Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Lustlosigkeit bzw. verminderter Wunsch nach Sexualität, Traurigkeit, aber auch Verlust der Muskelmasse und Zunahme des Buchfettes können auf einen Testosteronmangel hinweisen.
In den meisten Fällen halten die Symptome über einen längeren Zeitraum an, da Betroffene die unspezifischen Beschwerden nicht richtig zuordnen und daher keinen Arzt aufsuchen.
Vorsorge ist aber wichtig, nicht nur um die aktuellen Symptome zu lindern. Ein geringer Testosteronspiegel erhöht ebenfalls das Risiko, an Bluthochdruck, Diabetes oder Osteoporose zu erkranken. Bei betroffenen Männern kann dies die Lebenszeit verkürzen.
Antriebslosigkeit und eine Zunahme des Bauchumfangs sind weit verbreitet. Wie stelle ich fest, ob hier Testosteronmangel die Ursache ist?
Die Anzeichen eines Testosteronmangels können vielfältig sein und das Symptombild lässt sich nicht immer sofort zuordnen. Es gibt einen Fragebogen der Patienten helfen kann, die Beschwerden besser einzugrenzen und zu beschreiben.
Auch wenn Männer es in der Regel ungern tun: Am Ende hilft nur der Gang zum Arzt. Am besten wenden sich Männer mit diesen Symptomen an Ihren Urologen oder Hausarzt.
Eine sichere Auskunft, ob ein Testosteronmangel vorliegt kann nur ein Bluttest ergeben. Dabei unterliegt der Testosteronspiegel im Blut tageszeitlichen Schwankungen. Vormittags ist er höher als am Nachmittag, daher erfolgt die Blutabnahme nüchtern in den Morgen- und Vormittagsstunden. Die Normalwerte liegen zwischen 2,2 bis 10,3 ng/ml. Ein Wert unter 2,2 ng/ml ist behandlungsbedürftig.
Wichtig ist, dass ein vorliegender Testosteronmangel mit zwei unabhängigen Blutuntersuchungen bestätigt werden muss.
Was kann man gegen einen Testosteronmangel tun?
Die Behandlung hängt von der Ursache des Testosteronmangels ab. In manchen Fällen kann eine Änderung des Lebensstils, wie Gewichtsreduktion oder Reduktion von Stress, bereits ausreichend sein. Wenn jedoch ein niedriger Testosteronspiegel vorliegt, kann eine Hormonersatztherapie in Betracht gezogen werden. Hierbei wird Testosteron entweder in Form von Gels, Spritzen oder Pflastern zugeführt. Jede Therapieform hat Vor- und Nachteile, die betroffene Männer individuell mit Ihrem Arzt besprechen, um so die beste Behandlungsmöglichkeit zu finden.
Während der Testosteron-Behandlung sind Kontrollen durch den behandelnden Arzt sehr wichtig. Dies erfolgt drei bis sechs Monate nach Therapiestart und ist danach nur noch einmal jährlich notwendig.
Nur rund 15 Prozent der Männer ab 45 Jahren nehmen Vorsorgeuntersuchungen wahr. Viele Männer meiden trotz Beschwerden den Besuch beim Urologen. Woran liegt das?
Viele Männer wissen einfach nicht, dass eine Vorsorgeuntersuchung beim Urologen ab 45 Jahren von Verbänden und Krankenkassen empfohlen wird, auch ohne Vorliegen von Beschwerden. Dabei kann die Vorsorgeuntersuchung lebensrettend sein, ist sie doch eine der wichtigsten Faktoren, um schwerwiegende Erkrankungen wie z.B. Prostatakrebs rechtzeitig zu erkennen und möglichst frühzeitig behandeln zu können.
Hinzu kommt, dass Männer gerade bei unspezifischen Symptomen den Gang zum Arzt eher scheuen und ungern offen mit ihrem Arzt über vermeintliche Schwächen wie Antriebslosigkeit oder Libidoverlust sprechen. Oftmals stellen auch Sorgen über den Ablauf einer urologischen Untersuchung ein Hindernis dar – hier ist Aufklärung der Schlüssel zum Erfolg.
Über die Praxis für Urologie:
Der erfahrene Facharzt für Urologie, Dr. Reinhold Ostwald, und sein Team bieten neben Vorsorgeuntersuchen die komplette Bandbreite urologischer Diagnostik und Therapie an. Behandelt werden u.a. Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen der Harnorgane sowie der
männlichen Geschlechtsorgane. Selbstverständlich werden auch Frauen mit urologischen Problemen zum Beispiel Harnwegsinfekte oder Inkontinenz behandelt, sowie Kinder mit urologischen Erkrankungen wie Einnässen (Enuresis), Vorhautenge oder Hodenhochstand.
Dr. Reinhold Ostwald selbst war jahrelang als Chefarzt der Urologie am Krankenhaus Dierdorf tätig und verfügt auch über vielfältige Erfahrungen bei operativen Eingriffen.